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8. Mai 2023

Auf dem Weg zur Klimaneutralität

Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer ist ein Vorreiter in Sachen Klimaschutz – und das in einer Branche, die als
Energiefresser bekannt ist. Wie das funktioniert, hat sich die SPD-Bundestagsabgeordnete Derya Türk-Nachbaur angesehen.

von Lisa Kleinberger

Zunächst stellten die Geschäftsführer Dirk Neumayer und Thomas Armbruster den Schmiedebetrieb vor, den Neumayer bereits in der fünften Generation führt. Als studierter Physiker habe er ein starkes Umweltschutzbewusstsein, führte Neumayer aus: „In meiner Jugend hat mich das Waldsterben sehr geprägt.“ Ihm sei seit Langem klar, dass der Klimawandel traurige Realität sei, „und wir müssen alles tun, um dem entgegen zu wirken.“ Das Unternehmen will bis 2039 klimaneutral sein. Wie also kann eine Schmiede möglichst energieeffizient und ohne Materialverlust arbeiten? Die Frage stand für Neumayer im Mittelpunkt, als er in das Familienunternehmen einstieg. Es setzt täglich circa 200 Tonnen Stahl um, die überwiegend in der Automobilindustrie eingesetzt werden. „Knapp jeder zweite Lastwagen weltweit fährt mit Bremshebeln, die hier in Hausach produziert wurden“, setzte Neumayer in Perspektive. Um den energieintensiven Schmiedeprozess zu nutzen, wird beispielsweise die Schmiedeenergie selbst zur Wärmebehandlung eingesetzt. Das spare neben mehr als 2500 Tonnen CO₂ auch 95 Prozent des Erdgases ein, das das Unternehmen vorher brauchte. Effizienzverbesserungen bei Maschinen und Prozessen, Umweltschutzaktionen von Azubis und Infos über das Thema in den mehrmals jährlich stattfindenden Mitarbeiterversammlungen sowie eine in Kooperation mit dem Unternehmen organisierte Vortragsveranstaltung mit Sven Plöger am 25. Januar 2024 zeigen, dass Klimaschutz bei der Firma Richard Neumayer tatsächlich fest verankert ist. Das ist auch aus wirtschaftlicher Perspektive wichtig, betonte Armbruster. Denn viele Kunden des Automobilzulieferers achten inzwischen auch auf den ökologischen Fußabdruck der Firmen, von denen sie ihre Bauteile beziehen. Die Hausacher haben sich der „Science Based Targets Initiative“ angeschlossen, die für ihre Mitglieder ambitionierte Klimaziele steckt und diese jährlich prüft. Neumayer gab Türk-Nachbaur die Anregung mit, dass auch die Staatsunternehmen dieser Initiative beitreten könnten. Strompreis-Entwicklung „existenzgefährdend“ Richard Neumayer hat seit 2021 komplett auf Ökostrom umgestellt. Das spart zwar rund 20 000 Tonnen CO₂ pro Jahr, hatte auf das Unternehmen im vergangenen Jahr aber auch negative Auswirkungen. „Wir saßen in der Falle“, sagte Neumayer. Der starke Anstieg des Strompreises sei für das Unternehmen existenzgefährdend gewesen, erklärte Neumayer in einer Diskussionsrunde, die nach einer ausführlichen Betriebsführung stattfand. Es habe viel zu lange gedauert, bis die Regierung effektiven Schutz beschlossen habe, kritisierte Neumayer. Der SPDBundestagsabgeordneten gab er den dringenden Appell mit, einen Industrie-Strompreis einzuführen, bis der Markt sich wieder entspannt habe. „Es ist uns bewusst, welche Bedeutung der Mittelstand hat“, betonte Türk-Nachbaur – „und auch, was es bedeutet, Ihnen die Zukunft zu sichern“.

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