Die zweite Generation: Heinrich Neumayer – von der Schmiede zum Industrieunternehmen
Im Jahr 1906 übernimmt Heinrich Neumayer (1873-1963) den Familienbetrieb von seinem 72-jährigen Vater Richard Neumayer sen., dem Gründer des Unternehmens. Noch im selben Jahr heiratet er Karoline Haas (1879-1950) aus Mühlenbach. Das Paar bekommt fünf Kinder: Heinrich (geb. 1907), Hilda (geb. 1908), Richard (geb. 1909), Erich (geb. 1916) und Ernst (geb. 1918). Heinrich ertrinkt jedoch tragisch im Alter von sechs Jahren im nahegelegenen Gewerbekanal.
Unter der Leitung von Heinrich Neumayer ist die Gutacher Schmiede bis 1925 eine Freiformschmiede, in der Rohlinge für große Zahnräder gefertigt werden. Das Großherzoglich Badische Bezirksamt Wolfach erteilt ihm die Berechtigung, Lehrlinge im Schmiedehandwerk auszubilden. Zum Betrieb gehört außerdem ein Haushaltswarenladen und ein Eisenwarenhandel.
Doch auch das kleine Familienunternehmen bleibt von den politischen Entwicklungen der 1930er-Jahre nicht unberührt. Während des Dritten Reichs erhält der älteste Sohn Richard den Status „ua“ („unabkömmlich“), um weiterhin in der kriegswichtigen Produktion arbeiten zu können – wie viele andere Betriebe in Hausach war NEUMAYER in die Rüstungsproduktion eingebunden. Die Brüder Erich und Ernst hingegen werden zum Militärdienst eingezogen.
1938 beginnt Richard Neumayer mit der Fertigung von Drehteilen. Seine Brüder, die beide aus dem Krieg zurückkehren, unterstützten ihn im Unternehmen. Zu den Hauptabnehmern zählt die Firma Weisser in St. Georgen im Schwarzwald. Unter anderem werden sogenannte „Revolver“ (Werkzeughalter für Drehmaschinen), Pendelköpfe für Fußpendelpressen sowie Rohlinge für großformatige Befestigungsmuttern produziert.
Im Jahr 1940 übernimmt Richard Neumayer von seinem Vater Heinrich die Leitung der Schmiede und der neu aufgebauten Drehteileproduktion. Zwei Jahre später folgen seine jüngeren Brüder Erich und Ernst dem Pioniergeist ihres Großvaters „Mede“ und gründen eine eigene Firma. Sie übernehmen das bis dahin unter dem Namen „Erich Neumayer, Mutternfabrik Gutach“ geführte Unternehmen und firmieren fortan als „Erich Neumayer & Cie, Metallwarenfabrik Gutach“. Der Eintrag ins Handelsregister erfolgt am 13. Juli 1943.
In diese Zeit fällt auch die Geburt von Albert Neumayer (geb. 1946), der als Vertreter der nächsten Generation die Geschichte der Familie Neumayer weiterführen wird. Heinrich Neumayer bleibt seiner Schmiede bis ins hohe Alter treu und arbeitet bis zu seinem Tod im Jahr 1963 in der inzwischen deutlich vergrößerten Hammerschmiede seines Sohnes Richard in Hausach.